Tracey Emin Warum ich Niemals eine Tänzerin Wurde

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Tracey Emin verwandelt Vergewaltigung, Drogen, Magersucht in Wortwitze. Die Titel ihrer Ausstellungen lesen sich wie Gedichtzeilen: Exorcism of the Last Painting I Ever Made, No New Thing Under the Sun, From Army to Armani, It’s not me that’s crying it’s my soul, I Think it’s in my head, Praying To A Different God, Why I Never Became a Dancer,…

Emin zeigt sich, ihre Verletzungen und kaputten Gedanken sehr direkt und exhibitionistisch. Sie erzeugte eine beachtliche Sammlung von käuflichen Bewusstseinsfetzen. Die Sätze, die sie in ihren Arbeiten verwendet sind oft tragisch und lustig zugleich. Sie erzählt Geschichten als eine Art visuelle Poesie. Tracey Emin bedient sich schmerzvoller Situationen und macht daraus Kunst. Emin ist eine Geschichtenerzählerin, sie erzeugt künstliche, schmerzvolle Ereignisse im Kontext des Kunstmarktes.

1974 hat Joseph Beuys eine Performance gemacht, die er “I Love America and America Loves me” nannte. Er wohnte mit wilden Koyoten in einer Kunstgalerie. Diese Performance sollte die Aussöhnung mit der wilden Natur darstellen. 1966 hat sich Tracey Emin für 2 Wochen in einer Galerie eingesperrt. Sie hatte nichts bei sich außer leeren Leinwänden und Kunstmaterialien – sie wollte sich mit sich selbst mittels ihrer Kunst aussöhnen. Es gab Löcher in der Wand, durch die man sie beobachten konnte. Diese 14-tägge Kunsttherapie begann mit Arbeiten wie die Künstler, die sie bewunderte (z.B. Egon Schiele, Edvard Munch, Yves Klein) und hatte einen massiven Output von autobiografischen Arbeiten zur Folge.

In ihrer Autobiografie “Strangeland” erzählt Tracey Emin aus ihrem Leben. Sie berichtet vom eigenen Nicht-Abortus als Beginn ihres Lebens und einem Abortus als Beginn ihres Erfolges. Die Mutter wollte sie und ihren Zwillingsbruder abtreiben, der Vater war ein anderweitig verheirateter Hotelbesitzer. Die Mutter brachte es nicht übers Herz, Tracey und ihr Zwillingsbruder Paul kamen zur Welt, und der Liebhaber wurde ein meist abwesender Vater.

“Als ich geboren wurde, dachten sie, ich sei tot”, sagt Tracey Emin über ihre Geburt. Sie begann erst spät zu schreien. Die innewohnende Morbidität in der Verzögerung des Lebensbeginns interpretiert sie zum Thema ihres Seins. Ihr Erfolgsrezept ist die teils humoristische und jedenfalls in einen fremden Kontext stattfindende Verarbeitung ihrer Erinnerungen an kindlichen Missbrauch, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Bettnässen, Vergewaltigung, gefolgt von einer Phase intensiver Promiskuität, Depressionen, Alkoholismus, Verspottetsein. Ihr ungemachtes Bett, mit dem sie 1999 dann doch nicht den Turner Prize gewann, wurde fast so berühmt wie der eingelegte Hai des Damien Hirst.

Bildrechte: Saatchi Gallery.
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Nina Levett creates edgy and provocative tableware and textiles. This blog is about her design process and graphics, ornaments, patterns and inspirations.
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